May 21, 2025
„Na nu, was denn jetzt?“ – Hoher Krankenstand im Krankenhaus: Wenn Schuldzuweisung zur Führung wird

„Ihr seid ja ständig krank!“ – sagt die Pflegedienstleitung mit strengem Blick. Gemeint ist: Ihr seid das Problem. Nicht das System. Nicht die Umstände. Sondern wir – die, die noch da sind.

Willkommen in der verkehrten Welt der Verantwortung.

🔥 Trigger: Wenn Schuld auf die Falschen fällt

 

In vielen Kliniken ist es inzwischen trauriger Alltag:

 🔹 Die Station ist unterbesetzt.

 🔹 Wieder fällt jemand krankheitsbedingt aus.

 🔹 Die Stimmung ist angespannt.

Und statt Solidarität oder Lösungen kommt der Klassiker:

„Ihr seid doch dauernd krank! Kein Wunder, dass alles zusammenbricht.“

Wer krank ist, wird verdächtigt. Wer da ist, wird gescholten. Wer führt, bleibt im Elfenbeinturm.

🤯 Reflection: Toxische Schuldverlagerung statt systemischer Verantwortung

 

Was hier passiert, ist ein typischer psychologischer Abwehrmechanismus: Projektive Schuldumkehr.

 Die Leitung ist überfordert, handlungsunfähig oder blind für systemische Ursachen – also schiebt sie die Verantwortung auf die Mitarbeitenden.

 Das Ergebnis?

  • Die Kranken schämen sich.
  • Die Gesunden schämen sich.
  • Niemand spricht offen.
  • Alle fühlen sich schuldig.

Ein toxischer Kreislauf, der krank macht – nicht gesund.

🌱 Alternatives: Was Führung wirklich bedeuten würde

 

  1. Systemfehler erkennen statt Personal beschuldigen
  2.  👉 Fehlzeiten sind Symptome, keine Sünden.
  3. Resilienz fördern statt Schuld verteilen
  4.  👉 Supervision, Pausenräume, Schutzzeiten.
  5. Fehlzeiten analysieren, nicht dramatisieren
  6.  👉 Wer krank ist, schützt das Team – nicht gefährdet es.
  7. Teamgespräche etablieren statt Monologe führen
  8.  👉 Zuhören ist Führungskompetenz – nicht Schwäche.

⚠️ Consequences: Wenn Führung versagt, leidet alles

 

  • Vertrauen zerbricht
  • Teams spalten sich
  • Zynismus wächst
  • Kündigungen häufen sich
  • Qualität sinkt

Ein System, das Schuld auf die Schwächsten lädt, stabilisiert sich nicht – es zerstört sich selbst.

✅ Execution: Was du als Pflegekraft tun kannst – und was Führung tun muss

 

🔸 Sprich es an – sachlich, aber bestimmt: „Diese Aussage verletzt und demotiviert unser Team.“

 🔸 Dokumentiere Aussagen – für spätere Gespräche oder Gremien.

 🔸 Netzwerke dich – Betriebsrat, MAV, Kolleg:innen. Gemeinsam ist man weniger angreifbar.

 🔸 Fordere Verantwortung ein – von denjenigen, die Führung tragen, nicht nur Titel.

Wer krank ist, hat keinen Erklärungsnotstand. Wer führt, hat einen Gestaltungsauftrag – keinen Sündenbock zu ernennen.

📣 Schlussgedanke:

 

Schuldzuweisung ist keine Führungsstrategie.

 Sie ist ein Alarmsignal – für ein System, das kurz vorm Kollaps steht.