„Ihr seid ja ständig krank!“ – sagt die Pflegedienstleitung mit strengem Blick. Gemeint ist: Ihr seid das Problem. Nicht das System. Nicht die Umstände. Sondern wir – die, die noch da sind.
Willkommen in der verkehrten Welt der Verantwortung.
🔥 Trigger: Wenn Schuld auf die Falschen fällt
In vielen Kliniken ist es inzwischen trauriger Alltag:
🔹 Die Station ist unterbesetzt.
🔹 Wieder fällt jemand krankheitsbedingt aus.
🔹 Die Stimmung ist angespannt.
Und statt Solidarität oder Lösungen kommt der Klassiker:
„Ihr seid doch dauernd krank! Kein Wunder, dass alles zusammenbricht.“
Wer krank ist, wird verdächtigt. Wer da ist, wird gescholten. Wer führt, bleibt im Elfenbeinturm.
🤯 Reflection: Toxische Schuldverlagerung statt systemischer Verantwortung
Was hier passiert, ist ein typischer psychologischer Abwehrmechanismus: Projektive Schuldumkehr.
Die Leitung ist überfordert, handlungsunfähig oder blind für systemische Ursachen – also schiebt sie die Verantwortung auf die Mitarbeitenden.
Das Ergebnis?
- Die Kranken schämen sich.
- Die Gesunden schämen sich.
- Niemand spricht offen.
- Alle fühlen sich schuldig.
Ein toxischer Kreislauf, der krank macht – nicht gesund.
🌱 Alternatives: Was Führung wirklich bedeuten würde
- Systemfehler erkennen statt Personal beschuldigen
- 👉 Fehlzeiten sind Symptome, keine Sünden.
- Resilienz fördern statt Schuld verteilen
- 👉 Supervision, Pausenräume, Schutzzeiten.
- Fehlzeiten analysieren, nicht dramatisieren
- 👉 Wer krank ist, schützt das Team – nicht gefährdet es.
- Teamgespräche etablieren statt Monologe führen
- 👉 Zuhören ist Führungskompetenz – nicht Schwäche.
⚠️ Consequences: Wenn Führung versagt, leidet alles
- Vertrauen zerbricht
- Teams spalten sich
- Zynismus wächst
- Kündigungen häufen sich
- Qualität sinkt
Ein System, das Schuld auf die Schwächsten lädt, stabilisiert sich nicht – es zerstört sich selbst.
✅ Execution: Was du als Pflegekraft tun kannst – und was Führung tun muss
🔸 Sprich es an – sachlich, aber bestimmt: „Diese Aussage verletzt und demotiviert unser Team.“
🔸 Dokumentiere Aussagen – für spätere Gespräche oder Gremien.
🔸 Netzwerke dich – Betriebsrat, MAV, Kolleg:innen. Gemeinsam ist man weniger angreifbar.
🔸 Fordere Verantwortung ein – von denjenigen, die Führung tragen, nicht nur Titel.
Wer krank ist, hat keinen Erklärungsnotstand. Wer führt, hat einen Gestaltungsauftrag – keinen Sündenbock zu ernennen.
📣 Schlussgedanke:
Schuldzuweisung ist keine Führungsstrategie.
Sie ist ein Alarmsignal – für ein System, das kurz vorm Kollaps steht.